Das ungeliebte Fuchs Gen in der Sportpferdezucht

Letztens sagte eine gute Freundin, der ich meine neueste Hengstauswahl für das folgende Zuchtjahr berichtete, zu mir: „Schon wieder ein Fuchs – die magst du offensichtlich!“ (es ging um Arezzo VDL)

Ich musste schmunzeln.

Denn:

a) es war mir gar nicht bewusst, dass meine Hengstauswahl tatsächlich bisher zu 100% aus Füchsen bestand und

b) ich mag Füchse nicht mal besonders.

Bisher hielt ich mich an den Grundsatz „ein gutes Pferd hat keine Farbe“. Denn Sportleistung ist mir bei der Hengstauswahl grundsätzlich wichtiger als Farbe oder Typ. Aber warum kommt es überhaupt zu der Farb-Diskriminierung?

Dunkle Dominanz

Dieser Spruch hat mich zum Nachdenken gebracht. Denn wer den Fohlenmarkt, die Auswahl von Hengstanwärtern für die Körung und selbst die Aufstellung der gekörten Hengste beobachtet, kommt nicht umhin feststellen, dass dunklen Kandidaten regelmäßig der Vorzug gegeben wird.

In Deutschland hat eine ganze Armada von schicken dunklen Pferden im Kör- und Auktionslot beinahe aller Sportpferde-Zuchtverbände eine Vormachtstellung gewonnen. Dies ganz offensichtlich nach modischen Gesichtspunkten mehr als nach Leistungsaspekten. Bei der Körung eines Verbandes spricht der Name „Hengstmarkt“ schon für sich; es geht um eine möglichst große Anzahl vermarktungsfähiger Pferde, nicht so sehr um die Vatertiere der Zukunft.

Diese Beobachtung gilt insbesondere bei den Dressurpferden, aber je nach Zuchtgebiet mittlerweile auch im Springsektor. Schick und Dunkel ist eindeutig ein Vermarktungsbonus. Das lässt sich Jahr für Jahr auf diversen Auktionsplätzen mitverfolgen.

Vererbungslehre außen vor

Das treibt mitunter seltsame Blüten. So war es bislang schon normal bei dunklen Hengsten den Zusatz „reinerbig dunkel“ oder den Hinweis auf das „fehlende Fuchsfaktor“ vorzufinden. Aber mittlerweile findet man bereits bei vielversprechenden fuchsigen Junghengsten den Hinweis, dass sie aus einer Dynastie von dunklen Pferden stammen. Na und?

Der Züchter mit Einblick in die Mendelsche Vererbungslehre staunt. Denn es spielt für die Vererbung eines Pferdes nicht die geringste Rolle, ob seine Verwandtschaft nun dunkel war oder nicht.

Außerdem ist Füchse zu züchten aufgrund des simplen Erbganges relativ einfach. Fuchs x Fuchs ergibt zwingend einen fuchsigen Nachkommen und Fuchs x Andersfarbig ergibt grundsätzlich auch zu 50% einen Fuchs (es sei denn der Andersfarbige ist reinerbig dunkel). Nichts gelingt also leichter, als das Fuchsgen in einer Zucht zu erhalten.

Überhaupt könnte man meinen durch die Diskriminierung gegen Füchse habe man zumindest den gekörten Fuchshengst bald vollständig ausgerottet. Gerade im Springpferde-Mekka Holstein oder auch bei den Trakehnern glänzt er mit beinahe vollständiger Abwesenheit. Daran kann auch ein einsamer fuchsiger Siegerhengst in 2011 (Cositino/ Holstein) bzw. 2012 (Donauruf/ Trakehner) nichts ändern.

Korrespondieren Fellfarbe und Leistung?

„Füchse sind Leistungspferde!“ sagte mir mal ein Pferdekenner. Das ist natürlich insofern Unsinn, als dass keine der Fellfarben eindeutig mit der Leistungsfähigkeit korreliert. (Sonst wäre Pferdezucht sehr einfach!)

Was auf den ersten Blick wie Aberglaube anmutet, hat aber durch die vielen Vorurteile heute einen wahren Kern: Denn wer sich als Fuchs auf dem Hengstmarkt durchsetzen will, der muss schon in besonderem Maße mit Leistung überzeugen. Denn keine Deckstation wird einen Quoten-Fuchs aus reiner Freude an der Farbe aufstellen, da müssen schon andere Gründe für den Hengst sprechen!

Von daher kann es durchaus sein, dass als Deckhengst aufgestellte Fuchshengste qualitativ besonders überzeugend sind. Denn ein anderes Attribut als ihre Leistung spricht erst einmal nicht für sie. Natürlich sind nicht alle Reiter und Züchter gleichermaßen abweisend gegenüber der Fuchsfarbe. Glücklicherweise gibt es sogar bekennende Fuchsfans!

Meine Wahl von überdurchschnittlich vielen fuchsigen Hengsten für meine Zucht ist vollkommen dem Zufall geschuldet. Glaube ich jedenfalls. Ich habe dem Merkmal Fellfarbe bei meiner Hengstwahl schlichtweg keine Bedeutung beigemessen.

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