Die Entwicklung von Fohlen durch Ausflüge fördern

Ein kleines Hobby sind für mich die Ausflüge mit meinen kleinen Fohlen geworden. Was ist daran so ungewöhnlich, kann man sich nun fragen? Nun, nichts. Aber viele Fohlen verlassen nur extrem selten ihre Weide und ich denke es gibt gute Gründe, dies anders zu handhaben. Daher möchte ich von meinen Fohlenausflügen berichten und zeigen was für positive Auswirkungen dies auf die Entwicklung der Fohlen haben kann.

Wo liegt der Mehrwert?

Inhalt

Fohlen in jungem Alter sind enorm neugierig. Ich bin sicher, dass ein Fohlen mit bestimmten Charaktereigenschaften auf die Welt kommt. Aber mindestens genauso sicher bin ich, dass man es zu einem guten Reitpferd formen kann, das mutig ist und über sich selbst hinauswächst.

Das erreicht man am besten, indem das Fohlen die Gelegenheit erhält, möglichst viele Herausforderungen zu bewältigen. Es ist längst erwiesen, dass viele neue Außenreize das Gehirn stimulieren und dessen Wachstum anregt.

Warum also das spätere Reitpferd mit vielen fremden Dingen konfrontieren, die man ihm auch schon als Fohlen nahebringen kann? Das gilt für das Fohlen ABC, Hufe abspritzen und Hänger fahren genauso, wie für sein späteres reiterliches Umfeld.

Sicherheit geht vor

Ausflüge sollte man natürlich nur dann unternehmen, wenn es das Gelände hergibt. Denn für kleine freilaufende Fohlen sind bereits wenig befahrene Straßen sehr gefährlich. Meist lassen sich zwar engagierte Helfer finden, die das Fohlen führen, aber frei toben an der Seite der Mutterstute ist natürlich noch besser.

Schön ist es auch, in einer Gruppe von Mutterstuten auszureiten und gleich mehrere Fohlen dabei zu haben. Aus Sicherheitsgründen sollte man dies aber nicht tun, sofern keine Straßen überquert werden müssen.

Wenn das Gelände rund um den Zuchtstall solch eine Idylle zum Ausreiten nicht erlaubt, kann man sich aber auch daheim einen Abenteuerspielplatz schaffen. Ein schöner Spring- oder Geländeplatz kann diese Rolle ebenso erfüllen, wie eine größere Wiese oder ein kleines Waldstück.

Fohlenausflug geführt

Geritten oder geführt?

Ich persönlich finde es am schönsten, wenn man sich auf die Mutterstute setzt und mit freilaufendem Fohlen einfach vom Hof weg aufbricht. Wenn die Fohlen noch sehr jung sind (also unter einem Monat) klappt das nach meiner Erfahrung am besten. Denn in diesem Alter laufen die Fohlen noch sicher bei Fuß.

Wenn die Fohlen dann älter werden, kann es sehr gut sein, dass sie schon zu selbstbewusst sind und die Seite ihrer Mutter verlassen. Je älter die Fohlen, desto mehr hat das Gras am Wegesrand Anziehungskraft und desto größer werden die Kreise, die sie um ihre Mutter ziehen. Wobei natürlich jedes Fohlen anders reagiert.

Hilfreich ist es, wenn man mit der Stute beschleunigt, sobald sich das Fohlen zu weit entfernt oder ablenken lässt. Sich also bewusst von einer Gefahrenquelle im Trab oder Galopp zu entfernen, wird das Fohlen dazu verleiten schnell zu folgen. Zurück zum Fohlen zu gehen ist meist kontraproduktiv, weil dieses dann keinen Anlass sieht, die Distanz zur Mutter eigenständig zu verkleinern.

Fohlenausflug geritten

Praxistipps

In fremder Umgebung funktioniert das mit dem bei Fuß neben der Stute laufen meist wesentlich besser! Man muss ja nicht weit fahren. Wenn die Stute sich gut verladen lässt, kann man auch einfach ein kurzes Stück fahren und verhindert damit, dass das Fohlen einfach die Stute ignoriert und nach Hause läuft, wenn ihm danach ist. Gerade im Hochsommer, wenn Bremsen unterwegs sind, kann das Fohlen sonst schnell auf dumme Gedanken kommen.

Wer zu lange an einer Stelle verweilt, wird feststellen, dass die Fohlen immer größere Kreise um die Mutterstute ziehen. Sie drehen dann oft richtig auf und suchen geradezu nach Gelegenheiten, um ihren Körper auszutesten. Die Fohlen können springen, klettern, in Schlangenlinien um Bäume und über Stock und Stein toben.

Wer nach so einem Abenteuer nach Hause kommt, der schläft sicher tief und hat viel zu Träumen! Das legt den Grundstein für eine optimale Entwicklung!

Buschpferd Qairouan

Sprünge erkunden

Neben diesen Ausflügen in das umliegende Gelände halte ich es als Züchter von Springpferden für ziemlich sinnvoll, bereits das wenige Wochen alte Fohlen an natürliche wie künstliche Formen von Sprüngen heranzuführen.

Ausschlaggebend dafür war für mich die Erkenntnis, dass ein späteres Springpferd möglichst frühzeitig mit seinem späteren Umfeld bekannt gemacht werden sollte. Die Neugier und Aufgeschlossenheit eines jungen Fohlens ist beispiellos. Warum erst das angerittene Jungpferd mit etwas konfrontieren, was es als unnatürlich empfindet?

Erkundung Springplatz

Abwechslung bieten

Im Regelfall wird solch eine Abwechslung auf dem Abenteuerspielplatz Springplatz mit Begeisterung angenommen. Pferdeweiden sind schließlich auch nicht mehr das, was sie mal waren! In Ermangelung von Hügeln, Bachläufen, Gestrüpp, Senken und umgestürzten Baumstämmen zum Erkunden werden dem Fohlen hierdurch Abwechslung und Trainingsmöglichkeit geboten. Natürlich ersetzt diese Form der freien Bewegung nicht den Auslauf, den ein Fohlen ohnehin ganztags erhalten sollte. Dies kann nur eine Ergänzung zum Weidegang sein, um das Fohlen mit Außenreizen zu stimulieren.

Die jungen Fohlen schulen damit nicht nur ihre Fähigkeit mit unterschiedlichen Untergründen auseinanderzusetzen, sondern lernen auch Neuem aufgeschlossen gegenüber zu treten.

Im Idealfall macht es eine Mutterstute ganz selbstverständlich vor. Aber selbst, wenn diese sich gelangweilt abwendet, ist das ein Statement, das ein Fohlen versteht: Zu befürchten gibt es jedenfalls nichts.

Bahn frei für Jugend forscht!

Fazit

Warum nicht einmal das Fohlen zu einem kleinen Ausflug nach draußen mitnehmen? Es gibt viel zu entdecken! Mit ein wenig zweibeiniger Unterstützung lässt sich von fast jedem Hof aus ein kleiner Ausflug unternehmen, notfalls mit dem Fohlen am Strick. Das Fohlen wird es freuen. Da wächst das Selbstbewusstsein von ganz alleine.

Ein derart positiv geprägtes Pferd wird den Gegenständen, die es kennenlernen durfte und, generalisierend, neuen Situationen, aufgeschlossen gegenüberstehen. Sein Weltbild ist von Mut geprägt. Darum geht es.

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