Heilkräuter für Pferde – welche sind sinnvoll?

Ob als medizinische Phytotherapie oder traditionelle Pflanzenheilkunde, Heilpflanzen haben eine lange Tradition in ihrer Verwendung für Mensch und Tier. Vielfach sind sie die Basis von wirksamen Medikamenten und die Anwendungsmöglichkeiten sind schier unbegrenzt. Kräuter sind mineralstoffhaltig und enthalten Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Schleimstoffe und Chlorophyll. Dieser bunte Strauß an Zutaten, können den Speisezettel gesund ergänzen.

Nachweis der Wirksamkeit

Inhalt

Die Nutzung von Heilpflanzen zur Unterstützung des Organismus bei Erkrankungen oder zur Heilung von Beschwerden dürfte die älteste Therapieform weltweit sein. Zum Teil wird diese Tradition schon seit Jahrtausenden umgesetzt. Jedoch liegt ein erstaunlicher Mangel an Informationen über die Wirksamkeit dieser Methoden bei der Behandlung von Pferden vor.

Die meisten Informationen über Kräuter in der Pferdefütterung beruhen auf Erfahrungswissen und alten Schriften. Es handelt sich also zumeist um Anwendungsbeobachtung und traditionell überliefertes Wissen.

Wenige wissenschaftliche Studien haben bislang überhaupt die Wirkung und Dosierung von Heilkräutern am Pferd oder in der Veterinärmedizin allgemein getestet. In Abwesenheit von kontrollierten Studien, die Kräuter in ihrer Wirksamkeit an Pferden bestätigen, beruhen Schlüsse auf Anekdoten und bestenfalls an Ergebnissen von anderen Säugetieren.

Ob das ausreichend ist, um der Pflanze zu vertrauen, muss jeder selbst entscheiden und unter Einbeziehung von möglichen Alternativen abwägen.

Vom Ideal zur Realität

Ideal wäre es natürlich, ein Pferd könnte sich die von ihm benötigten Kräuter ganz nach Wunsch und saisonal variierend selbst pflücken. Wer sich auf den heutigen Pferdeweiden mit kritischem Blick umsieht, entdeckt aber in der Regel entweder gepflegte Monokulturen mit wenig Artenreichtum oder Wildwuchs mit Ansammlungen ungenießbarer Gewächse (z.B. Sauerampfer) oder die Duldung der Ausbreitung von leicht giftigen Pflanzen (z.B. Sumpfdotterblume, Graukresse).

Nicht viel besser sieht es in Sachen Artenreichtum auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen aus, auf denen Heu gewonnen wird. Wer nicht gerade Bergwiesenheu direkt vom Ökobauern bezieht, der wird in seinem Heu keine besonders hohe Gräser- und Kräutervielfalt antreffen. In Zeiten von utopisch teurem Raufutter kann der Pferdehalter froh sein, überhaupt Heu in pferdetauglicher Qualität (ohne Schimmel, Lagerschäden oder Giftpflanzen) und dies in ausreichenden Mengen zu ergattern.

In der Summe ist das Grün zwar sättigend, aber in Bezug auf Kräuter ist das Ergebnis wenig zufriedenstellend.

Wie kann man die Heilkraft von Kräutern nutzen?

Viele Weiden sind heutzutage chronisch artenarm und Kräuter gelten als gesunde Alleskönner. Was liegt also näher, als dem Pferd ein paar Kräuter über den Futtertrog zukommen zu lassen?

Wer sich über die Wirkungsweisen von Kräutern informiert, wird feststellen, dass viele Gewächse ganz erstaunliche medizinische Wirkung entfalten. Eine Kur mit getrockneten Kräutern über wenige Wochen zur Unterstützung der Atemwege im Winter oder zur Unterstützung des Stoffwechsels im Frühjahr, kann daher durchaus positiv wirken. Ebenso sinnvoll ist natürlich eine Ergänzung des Futters mit Einzelkräutern ganz nach gesundheitlichem Bedarf.

Dennoch geben immer mehr Pferdehalter aus Unwissenheit Kräuter oder Futterzusätze mit Kräutern als Dauergaben, die erhebliche Nebenwirkungen nach sich ziehen können.

Wunsch und Wirklichkeit

Kräuter haben einen guten Ruf und werden von vielen Menschen als schonende Alternative zum Pharmaprodukt angesehen. Insbesondere heimische Pflanzen sind oft günstig zu beschaffen oder selbst zu pflücken.

Viele Menschen glauben, weil Kräuter natürlich sind, wären sie auch harmlos. Das ist ein Irrglaube, denn wenn etwas wirkt, dann muss es auch einen Wirkstoff geben und der ist bisweilen genauso potent wie ein Pharmaprodukt.

Wenn jedoch viele Kräutergaben in erster Linie das Gewissen des Besitzers beruhigen und für das gute Gefühl alles getan zu haben eingesetzt werden und im schlechtesten Fall keinerlei Wirksamkeit entfalten, ist das eine wirklich unnötige Ausgabe.

Es ist außerdem nicht ratsam, täglich undifferenziert medizinisch hochwirksame Kräutermischungen ohne echte Veranlassung in Form von gesundheitlichen Indikationen in großen Mengen zu füttern.

Anwendungsgebiete im Alltag

Bei geringfügigen Krankheiten mit begrenztem möglichem Schadensausmaß macht die Anwendung von Kräutern durchaus Sinn. Problematisch wird es, wenn der Glaube in die Heilkraft größer ist als die Wirkung der Kräuter selbst und hierdurch die eigentliche Therapie einer ernsthaften Krankheit versäumt wird.

Es gibt sinnvolle prophylaktische Anwendungsgebiete für Kräuter. Ein entzündungshemmender Tee nach einer Zahnbehandlung unterstützt das Pferd bei der Heilung. Die Voraussetzungen für eine Kräuterbehandlung sind gut, wenn das Risiko einer Verschlimmerung des Gesundheitszustandes gering ist, aber das Potential der Heilkräuter optimal genutzt wird.

Auch manche akuten oder chronischen Beschwerden lassen sich unterstützend mit Kräutern behandeln. Allerdings darf nicht der Zeitpunkt verpasst werden, an dem ein Tierarzt hinzugezogen werden muss, beziehungsweise bei akuten oder schweren Problemen sollte die Behandlung ohnehin parallel erfolgen.

Fazit

Pferdehalter sollten sich vor dem Kauf von Kräuterprodukten unbedingt kritisch mit der Frage befassen, ob die Fütterung von Kräutern wirklich angezeigt ist und was das gewählte Produkt zur Heilung beitragen kann. Denn ansonsten ist jede Investition in die bunte Vielfalt im Trog ein Stück weit von Hoffnung getrieben und weniger von Rationalität.

Wer es wirklich genau wissen will, für den habe ich einen Text zusammengestellt mit vielen wissenschaftlichen Belegen über die Wirksamkeit von Kräutern beim Pferd. Hier entlang zum Kräuter-Lexikon für Pferdebesitzer.

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