Ich höre öfter mal die Frage „Bekommt man eine ruhige Stute, nachdem sie ein Fohlen gehabt hat?“ Die Kurzantwort: nein. Zum besseren Verständnis nachfolgend die Erklärung.
Alles cool?
Inhalt
Eine Stute wird in der Trächtigkeit vor allem im letzten Drittel der Trächtigkeit oft ruhiger als sonst und ist manchmal auch besonders anhänglich. Dafür sind Hormone verantwortlich, die die tragende Stute produziert.
Sobald die Stute aber nicht mehr tragend ist, ist der Effekt vorüber. Daher hat es wenig Sinn darauf zu vertrauen, dass eine Stute sich im Wesen nennenswert verändert durch ihr Dasein als Mutterstute. Die sanfte Art wird sich wieder geben.
Nur ein vorübergehender Effekt?
Alles nur ein Vorurteil, das Züchter schüren in der Hoffnung auf ein braveres Pferd? Nicht unbedingt.
Ein Jahr auf der Weide kann bei einem Pferd viel verändern. Die Stute wird automatisch ein Jahr älter, was sie etwas abgeklärter werden lassen kann, vor allem, wenn sie noch jung ist.
Sie kann sich bei 24 Stunden Weide und in einer echten Herde auch charakterlich zum Besseren entwickeln. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Denn es kann genauso gut passieren, dass die vormals so ruhige Stute auch in Zukunft standhaft eine bessere Unterbringung fordert, was in Reitställen regelmäßig schwer ist.
Mit schwierigen Stuten züchten
Warum beschäftigt aber Neuzüchtern überhaupt die Frage, ob eine Stute nach einem Fohlen ruhiger wird. Da stellt sich doch spontan die Frage, warum so viele durchgeknallte Stuten in die Zucht kommen? Immer nach dem Motto, wenn man sich mit dem Reiten schwertut, wird halt ein Fohlen daraus gezogen.
Damit einhergehend wird klar, warum so viele „Gelegenheits-Züchter“ in der Anpaarung der brave Charakter und die Rittigkeit des Hengstes so wichtig sind. Das lässt tief blicken.
Meine Erfahrung mit dem Problem
Um Klartext zu sprechen: Ich habe auch selber vor der Überlegung gestanden, mit einer charakterlich anspruchsvollen Stute zu züchten. Das habe ich mir lange und gründlich überlegt. Dann habe ich mich entschieden. Ich wollte:
- auf einen braven Hengst achten,
- die Stute erst wieder belegen, wenn absehbar ist, dass ihr Fohlen deutlich besser händelbar ist als sie.
Klar war auch, dass mein Fohlen für den Eigenbedarf vorgesehen war und ich Spaß an einem solchen Pferd habe, auch wenn es genauso anspruchsvoll ausfallen sollte, wie die Mutterstute. (Siehe auch: Ein Faible für schwierige Pferde)
Um es einmal deutlich zu sagen: Kein Mensch sollte die Vermehrung von nicht amateurtauglichen Pferden anstreben. Daran hat auch kein Profi Spaß, selbst wenn die Leistung stimmt (wofür es keine Garantie gibt)!
Aber oftmals spielen viele Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von schwierigen Pferden. Für diese Faktoren habe ich oft größtes Verständnis und nicht alle dieser Ursachen sind erblich bedingt.
Um die Geschichte zu Ende zu bringen: Alle Fohlen aus meiner schwierigen Stute waren sensibel und äußerst leistungsbereit. Keiner von ihren Nachkommen hat/ hätte einem Amateur Schwierigkeiten gemacht. Sie ist zwar keine ruhigere Stute, aber dafür eine ganz hervorragende Mutterstute geworden.
Weiter mit einem ähnlichen Thema: Ein Fohlen aus der eigenen Stute oder Entwicklung von Fohlen durch Ausflüge fördern
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Sehr geehrte Fr. Wenzel,
ich habe als Hobbyzüchter ganz genau dieses Thema durch. Eine temperamentvolle Stute,gedeckt um ein Fohlen für den Eigenbedarf zu ziehen. Mittlerweile sind es 2. Der Stute hat es nur gut getan. Sie wurde nach dem ersten Fohlen dauerhaft gelassener und kooperativer. Im Gegensatz dazu sind die Nachkommen aus unterschiedlichen Hengsten von Beginn an besser händelbar. Eines ist unter dem Sattel und 8 jährig turniererfahren und erfolgreich. Dieses Pferd habe ich mit fachgerechter Anleitung selbst ausgebildet und 4 jährig auf der SlP vorgestellt und geritten. Dazu zu sagen: Ich bin Amateur! Mittlerweile geht es Richtung L.
Ich kann aus Erfahrung sagen,der Charakter der Stute wird nicht vererbt,jedoch sind Aufzucht und Ausbildung zum richtigen Zeitpunkt essentiell um ein gutes Reitpferd zu erhalten.
MFG,
Nina Luib