Vermarktung – Die Schwierigkeiten der Züchter Fohlen zu verkaufen

Züchter müssen heutzutage unbedingt vermarkten können, denn trommeln gehört zum Handwerk. Es nutzen die besten Pferde im Stall nichts, wenn sie nicht in die richtigen Hände finden, um sportlich gefördert zu werden. Ein klein wenig Glück braucht es, damit die richtigen Pferde in die richtigen Hände finden. Nur so ist gewährleistet, dass die Pferde eine Chance in Zucht und Sport erhalten. Aber grundsätzlich gilt, dass herausragende Pferde im Regelfall bei entsprechender Vermarktung auch als solche wahrgenommen werden.

Keine Nachfrage

Inhalt

Aktuell ist die Klage über die Marktlage so präsent wie nie. Wer seine Pferde anbieten muss wie Sauerbier, sollte sich über die Ursachen Gedanken machen. Nicht verzagen, weil es angeblich allen Pferdezüchtern momentan schlecht geht, sondern hinterfragen, was andere Züchter die Pferde verkauft bekommen, besser machen. Denn Veränderungen lassen sich mit Klagen über die guten alten Zeiten nicht aufhalten.

Kostenfaktor

Der Abverkauf im Fohlenalter ist für fast alle Züchter der einzige Weg Zuchtprodukte kostenneutral oder gar gewinnbringend an den Mann zu bringen. Die Geduld aufzubringen Nachzucht selbst aufzuziehen lohnt nur, wenn berechtigte Hoffnung besteht, diese Nachzucht später wenigstens kostendeckend veräußern zu können.

Entsprechende Förderungsmöglichkeiten (Körvorbereitung, Anreiten/ Beritt, Turnierteilnahme) müssen hierfür im Regelfall angestrebt werden. Wer das selbst nicht leisten kann und auf Fremdleistungen zurückgreifen muss, sollte schwer überdenken, ob er eine Pferdezucht überhaupt nachhaltig betreiben kann.

Maß halten

Ein Züchter sollte strikt den Grundsatz beachten nur so viele Fohlen zu „produzieren“, wie er zur Not aus eigener Kraft großziehen kann. So habe ich das immer gehandhabt und kann mich dann ganz entspannt um die Vermarktung der einzelnen Fohlen kümmern.

Eine Überproduktion schafft die missliche Ausgangslage, dass ein Verkauf vor dem Winter unumgänglich ist. Dann müssen minimale Preise akzeptiert werden, weil sie das geringere Übel für den Züchter darstellen. Heutzutage haben viele Hengstaufzüchter leichtes Spiel am Ende der Saison zu nicht einmal kostendeckenden Preisen ordentliche Fohlen zu kaufen.

Antizyklisches Verhalten?

Menschen nehmen Glaubensangebote meist dankbar an, die einen Status Quo bewahren oder wiederherstellen. Der Aufschwung im Pferdeverkaufsgeschäft gehört dazu.

Verbände beklagen einen Mangel an Spitzenprodukten zur Bestückung von Auktionen und Körplätzen, sowie einem absehbaren Einbruch der Anzahl der Turnierpferde in den nächsten Jahren.

Die fetten Jahre mit hohen Bedeckungszahlen sind vorbei, seit 2008  gibt es (als Auswirkung der Finanzkrise) stete Einbrüche in den Bedeckungszahlen. Die meisten Zuchtverbände ringen um Mitglieder. Es werden zum Teil neue und liberalere Wege gegangen, um nicht an Bedeutung einzubüßen.

Das Defizit an Top-Pferden mag real sein, denn ein Einbruch in den Bedeckungszahlen muss automatisch weniger Spitzenpferde zur Folge haben. Was liegt also näher, als die Züchter zum Produzieren aufzufordern? Insbesondere wo die Züchter allein das Risiko einer Fehleinschätzung dieser Marktlage tragen…

Das Gerede von antizyklischer Zuchtplanung sollte Züchter nicht dazu verleiten Stuten besamen zu lassen, nur damit sie nicht nutzlos herumstehen. Der Verband hat leicht Reden, wenn das Risiko der Vermarktung allein beim Züchter liegt.

Dass Hengsthaltern und Verbänden eine Steigerung der züchterischen Produktivität in die Karten spielt ist sicher. Aber nur die Reduzierung des Angebots kann eine Veränderung der Nachfrage zur Folge haben (sag ich mal mit Basiswissen in BWL und VWL). Die Sache ist die: Spitzenpferde werden immer Abnehmer finden. Um deren Vermarktung braucht sich ein Züchter nicht sorgen. Momentan sind aber durchschnittliche 3-Jährige zum Fohlenpreis erhältlich und für Mängelpferde gibt es gar keinen Markt.

Zukunftsperspektiven der Vermarktung

Die Zukunft des Pferdesports hängt eng mit der Vermarktung zusammen. Daher lohnt es sich einen Blick auf die Ursachen für die zurückgegangenen Zahlen zu werfen.

Die FN vermeldet Einbrüche in den Zahlen der Turnierreiter. Kein Wunder, wenn Ganztagsschulen, konkurrierende Freizeitangebote und ein wegbrechender Mittelstand für Nachwuchsprobleme sorgen.

Es wurden in den letzten 10 Jahren rund 23.000 neue Turnierpferde pro Jahr eingetragen. Aktuell befinden sich die Eintragungszahlen auf einem akuten Tiefstand. Dem gegenüber stand eine Überproduktion von vormals 35.000 Fohlengeburten im Jahr 2007. Im Jahr 2013 sind erstmal weniger Warmblutfohlen neu geboren worden, als Turnierpferde eingetragen worden sind. Natürlich geht die Rechnung Warmblutfohlen = Turnierpferd nicht zu 100% auf, aber Tendenzen lassen sich hier gut ablesen.

Einbruch der Bedeckungen

Die Bedeckungszahlen in der Warmblutzucht sind in Deutschland in den letzten 10 Jahren um rund 40% eingebrochen. Nach einer Phase der Überproduktion werden aktuell etwa so viele Warmblutfohlen geboren, wie neue Sportpferde eingetragen werden. Diese Marktbereinigung war also dringend notwendig mit Blick auf die Zahlen der neu eingetragenen Turnierpferde.

Importe aus anderen Ländern decken den Freizeitbedarf jederzeit ab, für die hochpreisigen Sportpferde gibt es weiterhin einen Markt. Problematisch ist alles, was dazwischen liegt.

Ordentlich angerittene Jungpferde vom Züchter sind nicht kostendeckend zu vermarkten. Eine Ausnahme sind qualitativ hochwertige Pferde, aber auch dafür muss sich ein Käufer finden für den Verkauf ab Hof.

Ansprüche der Kunden steigen

Vermarktung bedeutet für den Züchter nicht mehr nur inserieren und auf Kundschaft hoffen. Heute möchte ein Kunde Fotos und Videos von einem Fohlen in Profiqualität. Niemand fährt nur mal so zum angucken los. Die Abstammung des Pferdes spielt in diesem Spiel eine zunehmend wichtige Rolle. (siehe auch: Das Pedigree als Label)

Fazit

Die Zuchtverbände prognostizieren zwar stets wieder anziehende Preise, aber alle Faktoren, die darauf Einfluss haben, sprechen dagegen. Pferdezucht kann sich nur rechnen, wenn man eine Nische schafft und bedient oder sehr gute Kontakte hat.

Weiter mit einem ähnlichen Thema: Entstehunskosten für ein Reitpferd oder Die Züchter und das liebe Geld

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