Wann haben Pferde Kampfgeist?

Ein paar Gedanken zu den Fragen woher Kampfgeist beim Pferd kommt. Was Kampfgeist beim Pferd bewirkt und woran man ihn als Reiter als solchen erkennen kann. Außerdem möchte ich erklären, inwiefern dieser Faktor genetisch vorgegeben oder vom Umfeld erarbeitet wird.

Gibt es das wirklich?

Inhalt

Manche Pferdefreunde halten „Kampfgeist“ für ein sehr menschliches Konstrukt, das der Mensch dem Pferd unterstellt. Denn kann ein Pferd wirklich einen eigenen Willen im Sport entwickeln?

Ist das eher Wunsch oder Realität?

Ich persönlich bevorzuge Pferde mit viel Einstellung; die dürfen dann auch anspruchsvoll bis schwierig in der Handhabung sein. Es mag sein, dass das, was ich Kampfgeist nenne, anders benannt werden kann. Aber erlebt habe ich es schon sehr oft und lasse mich daher nicht davon abbringen, dass Pferde sehr wohl großen Spaß am Sport entwickeln können und dies ihrem Reiter auch deutlich vermitteln.

Diesen Kampfgeist züchterisch zu erreichen, ist das Ziel der konsequenten Leistungsselektion in der Pferdezucht. Oder zumindest ein Teil-Aspekt, denn Leistung um jeden Preis, ist vielleicht auch nicht das erklärte Ziel.

Welchen Anteil haben Genetik und Umwelt?

Neuste Forschungsergebnisse aus der Epigenetik lehren uns, dass die Genetik doch nicht so allumfassende Vorgaben für den Bauplan eines Lebewesens macht, wie zunächst vermutet. Wichtig für die Entwicklung eines Lebewesens sind nämlich auch Umweltfaktoren. Diese können, sofern sie besonders prägend sind (z.B. Hungerphasen), sogar gesundheitliche Folgen haben, die (und jetzt kommt’s!) sogar in den nachfolgenden Generationen erblich übertragen werden.

Bis vor kurzem galt es noch als unmöglich, dass erworbene Eigenschaften erblich sind. Das muss man mit den Erkenntnissen aus der Epigenetik ein Stück weit revidieren. Die Grenzen der Epigenetik sind noch nicht klar umrissen.

Das einst so vollmundig im Jahre 2000 als „entschlüsselt“ verkündete menschliche Erbgut scheint doch noch ein paar Tricks auf Lager zu haben, die den Forschern Rätsel aufgeben. In der Tierwelt ist es nicht anders.

Besonders deutlich wird dies, wenn man die Klone von berühmten Pferdepersönlichkeiten mit ihrem Original vergleicht. (Siehe Bilder zu ET von Hugo Simon und dessen Klon) Weder optisch noch in der Leistungsfähigkeit sind die Klone eine echte Kopie ihres Originals. Die Möglichkeiten der Vervielfältigung sind demnach doch begrenzt. Für den Züchter mit Herzblut mag dies beruhigend sein.

Kampfgeist beim Fohlen

Der Laie mag fragen: Woran macht man Kampfgeist beim Fohlen eigentlich fest? Gemeint ist sicher nicht, wie viel Zeit und Engagement ein Fohlen mit wilden Raufereien verbringt. Eine Mischung aus Mut, Durchsetzungsfreudigkeit, aber auch die nötige Intelligenz (sich nicht auf verlorenem Posten zu verausgaben bzw. seine eigenen Grenzen einschätzen zu können) macht Kampfgeist aus. Bereits bei Fohlen lassen sich Draufgänger und Feiglinge beobachten. Mut ist eine Eigenschaft, die Kämpfernaturen nach meiner Wahrnehmung meist von Geburt an auszeichnet.

Ein Züchter bewertet diese kleinen Hinweise aus dem Fohlenalltag sicher unterschiedlich, je nachdem, ob ihn die kreativen Auswüchse der Halbstarken eher Nerven kosten oder zum Lachen bringen.

Bei der Bandbreite an Verhalten, das man bei Fohlen beobachten kann, ist es wohl müßig nach allgemeingültigen Beispielen Ausschau zu halten. Der Züchter wird meist trotzdem eine erste Einschätzung über seine Fohlen abgeben können.

Kampfgeist beim Reitpferd

Aber jedem Jungpferd lassen sich in einem gewissen Maße durch Erfolgserlebnisse oder Konfrontation Ängste nehmen und Selbstvertrauen vermitteln. Die Arbeitseinstellung eines Pferdes lässt sich immens formen, aber nicht gänzlich ändern. (siehe auch: Wie bringe ich mein Pferd zum Springen?)

Ein Pferd mit viel Kampfgeist ist oft eine Herausforderung für den Reiter. Es wird sich nicht immer alles gefallen lassen, den Reiter regelmäßig herausfordern. Ein Pferd mit einem starken eigenen Willen zu haben ist nicht für alle Reiter wünschenswert, aber für Topsportler beinahe selbstverständlich.

Es gibt Reiter, die es verstehen, ihrem Pferd Mut und Selbstvertrauen zu vermitteln, um im Sport über sich selbst hinauszuwachsen. Und umgekehrt gibt es Fälle, wo von beiden Parteien kein Heldenmut zu erwarten ist.

Ein Pferd mit ganz viel Kampfgeist im Sport wird schnell zum Publikums-Liebling, denn man sieht ihnen meist die Freude bei der Arbeit an. Den unbedingten Willen ihre Sache gut zu machen, das „ärgern“ über Fehler und den Mut auch nach einem Rückschritt wieder anzugreifen. Das sind echte Leistungspferde! Wer damit umgehen kann, wird nie wieder etwas Anderes wollen.

Weiter mit einem ähnlichen Thema: Leistungsselektion um jeden Preis? oder Wird eine Stute nach einem Fohlen ruhiger?

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