Angloaraber in der Springpferdezucht

Die Zeiten, wo man sich an direktes Vollblut herangetraut hat und ohne größeres Verständnis für die Vollblutzucht aufzubringen gute Ergebnisse erzielt hat, sind vorbei. Daraus schließen viele Züchter, dass die Zeit des Englischen Vollblüters in der Warmblutzucht ebenfalls vorbei ist. Bei Blutalternativen denken die meisten Springpferdezüchter eher an unsere Nachbarländer mit gut entwickelten Pferdezuchten als an den Angloaraber.

Definition

Inhalt

Als Angloaraber bezeichnet man eine Kreuzung aus einem Englischen Vollblüter und einem Arabischen Vollblüter. Die hierfür notwendigen Anteile sind je nach Eintragung im Zuchtbuch unterschiedlich, sollte aber mehr als 25% Araber betragen und der Rest sollte sich aus Englischem oder Angloarabischen Vollblut zusammensetzen. Es wird im französischen Zuchtbuch grundsätzlich differenziert zwischen Pferden, die einen Araber Anteil von mehr oder weniger als 25% haben. Beide dürfen aber den Namenszusatz AA führen.

Die Zucht wurde ursprünglich in Frankreich begründet und man nennt den Angloaraber auch den „Trakehner Frankreichs“.

Neben dem Selle Francais ist der Angloaraber heute die zweite große Sportpferderasse in Frankreich. Mit einer Zuchtgeschichte seit 1833 ist der Angloaraber streng genommen das älteste Sportpferd Frankreichs. Aktuell gibt es in seinem Heimatland etwa 1.500 Zuchtstuten und 100 Hengste, die jährlich etwa rund 750 Fohlen zeugen.

Das Zuchtziel war ursprünglich ein Sportpferd (hier insbesondere Spring- und Vielseitigkeitssport). Es gibt aber auch einen Teil der Zucht, der im Rennsport aktiv ist.

Sportlicher Einsatz

Ein Blick nach Frankreich hat mir gezeigt, dass hier noch mehr Wert auf die sportliche und züchterische Nutzung von Blutpferden gelegt wird. Deren Angloaraber sind wenig überraschend bis aufs höchste Niveau konkurrenzfähig im Springen und in der Vielseitigkeit. Nach internationalen Erfolgen von Angloarabern in Deutschland muss man dagegen mit der Lupe suchen.

Das hat auch einen ganz einfachen Hintergrund:

  1. Größere Verbreitung: In Frankreich ist die Anzahl der Angloaraber wesentlich höher als in Deutschland.
  2. Selektion auf Reitpferdeeigenschaften: Die Pferde sind auf die Bedürfnisse von Reitern hin selektiert.
  3. Hohe Qualität: Die Pferde sind konkurrenzfähig in Zucht und Sport.

Mehr Flexibilität in der Anpaarung

Ein weiterer Grund für den Erfolg des Angloarabers in Frankreich ist auch die größere Flexibilität in der Anpaarung mit Warmblütern. Während es in Deutschland zwar auch die Möglichkeit der Eintragung als Partbred-Araber gibt, werden die Araber-affinen Züchter dies eher als Zwischenschritt ablehnen.

Allerdings haben die Franzosen auch andere Möglichkeiten beim Einsatz von Hengsten. Denn es können ganz offiziell auch ausgewählte Selle Francais Hengste in der Zucht eingesetzt werden.

Das bedeutet, dass französische Angloaraber teilweise einen rechnerischen Blutanteil von nur 60-80% haben können, während in Deutschland 100% üblich sind.

Voraussetzung hierfür ist die Anpaarung einer Stute aus einem Angloaraber Stamm. Die Stute darf zwar unter 25% Araberanteil haben, sofern sie mit einem Partner gekreuzt wird, der diesen Anteil wieder ausgleicht. Auch Kreuzungen mit den zugelassenen Warmbluthengsten erhalten in Frankreich den Namenszusatz AA und werden in einer eigenen Sektion des Zuchtbuches geführt.

Die anerkannten Warmbluthengste sind zwar oft, aber nicht ausschließlich, hoch im Blut stehende Hengste (wie Jaguar Mail oder Oberon du Moulin). Die Zulassung von Warmbluthengsten macht es natürlich leichter, die Pferde sportlich konkurrenzfähig zu halten. Hier findet sich eine Liste der anerkannten Hengste anderer Rassen, darunter top Hengste wie Kannan oder Mylord Carthago.

Angloaraber in Frankreich sind eine Liga für sich

Man muss schon neidlos anerkennen, das haben die Franzosen gut gemacht!

Wenn man einen Warmblut Züchter hierzulande auf Angloaraber anspricht, ist die Reaktion üblicherweise eher verhalten. Erst vor kurzem erhielt ich die entsetzte Gegenfrage: „Was soll das denn bringen?“

Die züchterischen Bemühungen hierzulande sind leider oft nicht gleichwertig oder gar international im Sport konkurrenzfähig. Man wird bei den heimischen Angloarabern auch einen deutlichen Unterschied der Qualität am Sprung bemerken müssen, wenn gleich es positive Ausnahmen gibt.

Sporteinsatz Angloaraber Hengste

Der Angloaraber lässt sich auch heute noch vielseitig im Sport einsetzen. Natürlich gab es große züchterische Erfolge von Angloarabern in Deutschland. Man denke nur an Ramzes AA, Inschallah AA und zuletzt Matcho AA. Allerdings ist das schon lange her. Die sporterfolgreichen Angloaraber, die sich in den Datenbanken der FN finden, sind zu großen Teilen französisch gezogen.

Fazit

Es ist nicht verwunderlich, dass eine züchterische Selektion auf Reitpferdeeigenschaften über Generationen hinweg einen perfekten Veredler geschaffen hat, der den sportlichen Ansprüchen genügt. Das ist genau das Manko, das die meisten Englischen Vollblüter aufgrund ihres ursprünglich zugedachten Einsatzes auf der Rennbahn meist mitbringen: Sie haben keine nennenswerten Sporterfolge. (siehe auch: Keine Lobby für den Vollblüter im Reitsport)

Der Angloaraber ist damit eine mögliche Alternative zum Englischen Vollblüter, insbesondere, wenn man an die Springpferdezucht denkt. Hier werden Rittigkeit und Springvermögen perfekt mit Adel vereint. Dagegen könnte man den Englischen Vollblüter als den perfekten Sportler bezeichnen.

Die französische Anglo-Zucht hat meinen Respekt, weil die Pferde beachtliche Erfolge vorweisen können. Dazu haben sie wirklich häufig eine gute Art am Sprung. Die Pferde springen nicht gehuscht, sondern mit richtig Druck auf den Boden und über den Rücken. Konsequenterweise habe ich auch Angloarabisches Blut in meiner kleinen Sportpferdezucht mit ganz viel Vollblut eingesetzt.

 

Weiter mit einem ähnlichen Thema: Arabisches Vollblut in der Springpferdezucht oder Die Suche nach dem richtigen Vollblüter für die Springpferdezucht

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2 Gedanken zu „Angloaraber in der Springpferdezucht“

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